In der Sitzung des Gemeinderats am 10. Oktober 2017 wurde eine denkwürdige Rede gehalten. Nachdem Wolfgang Schaal von den Freien Wählern die ungewohnt große Zuhörerkulisse zu einer sehr subjektiven und ungebremsten Schilderung der Wohnungssituation und den aus seiner Sicht vielen ungenutzten Baumöglichkeiten genutzt hatte, kommentierte dies ein manchmal ob seiner Schnelligkeit nicht immer ganz gut verständlicher Kollege der S:ALZ-Gruppe in dem Sinne, dass ja wohl bisher noch nie so viel heiße Luft in den Ratssaal geblasen worden sei.
Der Immobilienteil der Leonberger Kreiszeitung macht allerdings deutlich, dass der vom Gemeinderat vermeintlich so gut verständliche Begriff des „bezahlbaren Wohnraums“ aus Sicht der Freien Wähler völlig anders interpretiert wird. W. Schaal hatte u.a. die neue Bebauung in der Stadtmitte bei seinen Berechnungen aufgeführt, wie viele Wohnungen in den nächsten Jahren zur Verfügung stehen werden. Nun macht die Anzeige deutlich: Eine 3,5-Zimmer-Wohnung kann hier schon mal knapp eine halbe Million Euro kosten. Ganz bestimmt ist das für manche Leute „bezahlbar“, aber bisher schien es im Gemeinderat Konsens zu sein, dass man mit diesem Begriff über Wohnraum spreche, den sich z.B. eine Krankenschwester oder ein Polizist leisten können. Aber dank einer von der Ansprache des W. Schaal wohl mitgerissene knappestmöglichen Mehrheit der StadträtInnen wird ja nun erstmal wieder sondiert, wo denn vielleicht noch gebaut werden könnte.
Eine der Ideen waren ja Neubauten beim Krankenhaus, von wo aus die zukünftigen BewohnerInnen dann vermutlich durch den von den Freien Wählern wiederbelebten Tunnel unterhalb des Pomeranzengartens nach Ditzingen zum Einkaufen fahren sollen.
Der Chronist der Leonberger Kreiszeitung fasst das Resultat dieses mannhaften Beschlusses in seinem Kommentar am 14.10.2017 so zusammen: „Je länger der Gemeinderat das Problem (des bezahlbaren Wohnraums, Anm. rsw) verschleppt, desto drückender wird es.“
Aber was kümmert das einen Freien Wähler? Das eine oder andere freie Stückle ist doch immer noch zu vergeben…
Da passt dann auch noch der Mehrheitsbeschluss, auf dem neu zu bauenden Kindergarten am Engelberg, den man gleich mal weggerückt hat von den Nachbarn in der Burghalde und dem Tennisclub in eine „feuchte, dunkle Mulde“ (wiederum der o.g. S:ALZ-Kollege), noch ein paar Wohnungen draufzusatteln. Auf der anderen Straßenseite wurden große Lärmschutzwände für die Wohnbebauung gebaut und von einer anderen KiTa weiß man, dass die darauf gebauten Wohnungen nur schwer zu vermitteln waren.

R. Sebastian Werbke
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