Beitrag im Amtsblatt vom 28. Juni 2023
von Dr. Bernd Murschel
Derzeit läuft eine Neuauflage für die kommunale Forstpolitik in Leonberg. Während bisher noch die Maxime gilt, der Wald müsse einen Gewinn abwerfen, sind die zukünftigen Schwerpunkte stärker auf die Wohlfahrtsfunktionen des Waldes ausgerichtet. Der Wald als Erholungsraum wird zunehmend bedeutsamer, gerade in Ballungsräumen wie Leonberg. Als wichtiger Speicher für Kohlenstoff sind Wälder aktuell ein Reizwort beim neuen Gebäudeenergiegesetz. Der Komfortkamin mit Scheitholz wird zum „klimaschädlichen Luxusgut“ während effizientere Heizungen mit Holzpellets aus Restholz im Gesetzesentwurf zu recht als Option enthalten sind. Eine Kaskadennutzung von Holz, also die primäre Nutzung in Gebäuden, Möbeln und langlebigen Gebrauchsgütern sichert die Speicherung des klimaschädlichen Kohlendioxids. Für Restholz aus der Verarbeitung sind Pellets in modernen Heizungen für viele Gebäude eine Alternative. Dies gilt auch hinsichtlich der Luftschadstoffsituation und den Feinstaubemissionen von Holzheizungen in Leonberg. Hier hat sich in der Stadt in den letzten Jahren eine Verbesserung ergeben.
Im letzten Jahr konnten wir erleben, wie die Energiepreise nahezu durch die Decke schossen. Öl und Gas verteuerten sich um ein Vielfaches. Der Gasnotstand zeigte mit aller Deutlichkeit die Fehler jahrzehntelanger falscher Energiepolitik auf. „Billiges“ russisches Öl und Gas waren die wesentlichen treibenden Kräfte und der Motor des wirtschaftlichen Aufschwungs in Deutschland. Mit dem Preis der Abhängigkeit und dem Ergebnis eines schleppenden Ausbaus erneuerbarer Energien. Wir wollen daher auch in Leonberg mehr Photovoltaikanlagen installieren. Zusammen mit der „Leo-Energie“ soll z.B. auf der Kläranlage Mittleres Glemstal eine PV-Anlage den hohen Strombedarf kompensieren.
Der ohnehin noch durch den Klimawandel angeschlagene Wald braucht unsere besondere Fürsorge. Schnellwachsende Monokulturen oder großflächige Rodungen müssen der Vergangenheit angehören. Mehr Biodiversität im Wald ist der beste Schutz vor Borkenkäfer, Dürre und Trockenheit. Der Blick in den Wald zeigt, auch heimische Laubbäume wie Buche und Eiche kämpfen ums Überleben. Eine Klimaanpassungsstrategie mit standortgerechter Aufforstung, oder besser mit Naturverjüngungsmaßnahmen muss das Ziel sein.
Wir haben noch die Chance das Beste für unseren Wald zu erreichen. Ein Glück überhaupt, dass es noch „unser Wald“ ist! Vielleicht erinnern sich noch manche Leser*innen ins Jahr 2010 zurück. Damals wollte der damalige Finanzbürgermeister Ulrich Vonderheid bis zu 320 Hektar des 1450 Hektar großen Kommunalwaldes verkaufen. 4 Millionen sollte das in die leere Stadtkasse spülen. Letztendlich wurde aus diesem Deal nichts. Der Wald ist halt nicht nur eine Ansammlung von Bäumen und ein beliebiges Wirtschaftsgut.
Einen Abstecher zu einer besonders gefährdeten Art von Bäumen möchte ich nicht auslassen: den Bäumen in der Stadt. Mit jedem Neubau werden freiwerdende Flächen in maximaler neuer Dimension und Größe bebaut. Die vorhandene alte Baumstruktur ist dabei oft im Weg. Beim Neubau der Kreissparkassendirektion in der Grabenstraße bleibt ein Baum geschützt, ebenso wie bei Pandion entlang der Ditzingerstraße. Um nahezu jeden Baum wurde mit Strabag im Neubaugebiet des Postareals diskutiert. Zumindest mal ist es meiner Fraktion gelungen, dass beim neulich beschlossenen Abriss der alten Gebäude nicht gleich auch noch ein Wäldchen aus alten Kastanien gefällt wird. Dabei bleibt es eine Aufgabe die Pläne zum Postareal hinsichtlich Begrünung zu optimieren. Eine Daueraufgabe ist ebenso unser Programm „500 Stadtbäume“, dessen Umsetzung viel zu zögerlich verläuft. Und dann gilt es auch noch im Herbst drei große Linden am Rande des Sprungbeckens im Leobad zu retten. Weil diese Bäume unverschämterweise Laub und Blüten ins Springerbecken eintragen, verstopfen die Filter und müssen öfter gereinigt werden. Wegmachen heißt deshalb die Devise der Stadtwerke und des Leobads. Wir, die Fraktion Grüne wollen dies nicht. Es gibt also noch viel zu tun.
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