Klimaanpassung – war da mal was?
von Dr. Bernd Murschel

Kein Thema gerade, sagen die Umfragen. Ja, bei dem, was gerade auf der Welt passiert, kein Wunder. Kriege, wirtschaftliche Krise, Perspektivlosigkeit dominieren oft das Gefühl. Da bleibt kein Raum für weitere Probleme. Also mal umgeschaltet und positiv gedacht. In den letzten Jahrzehnten ist der Anteil der erneuerbaren Energie von nahezu null auf über 50 % angestiegen. Wind, Sonne und Wasser sind die Hauptquellen für unseren Energiebedarf. Einmal installiert liefern sie kostengünstig und umweltfreundlich Strom. Auch Leonberg hat sich auf den Weg gemacht. Der Gemeinderat hat beschlossen, jährlich eine feste 6-stellige Summe in den Ausbau der Photovoltaik auf städtischen Dächern zu investieren. Der kommunalen „Leo-Energie“, der Partnergesellschaft zwischen Stadt und EnBW, kommt dabei eine wichtige Funktion zu. Durch die Beteiligung beider Partner kann die Investition sich verdoppeln und beide profitieren von den langfristigen Anlagen.
Quasi Funkstille dagegen bei der Windkraft. Während rings um uns herum z.B. in Weil der Stadt oder Sindelfingen konkrete Baumaßnahmen vorgesehen sind, bleibt es in Leonberg bei der Ausweisung der Vorranggebiete für Windkraft. Konkretere Gespräche mit möglichen Investoren liegen lange zurück. Das ist doppelt schade, da die Vorranggebiete z.B. im Forst zwischen Leonberg und Sindelfingen kaum sichtbar und damit nicht beeinträchtigend wären und viele Kommunen auch die finanziellen Erträge durch geeignete Pachtverträge schätzen. Beteiligungen durch Bürgerinnen und Bürger steigern die Akzeptanz vor Ort.
Mit dem kommunalen Wärmeplan hat die Stadt eine Grundlage für erhebliche Energieeinsparung geschaffen. In Leonberg gibt es aktuell 10.956 Gebäude, die überwiegend zu ca. 85% mit fossilen Energieträgern beheizt werden. Mehr als 50% der Heizungsanlagen sind älter als 20 Jahre. Für die Bürger braucht es also Klarheit, wohin die Reise geht, mit welchen Förderungen zu rechnen ist und wo die Stadt Wärmenetze errichten will. Bisher sind für diese Wärmenetze neun Vorranggebiete definiert. Dies sind die Altstadt, neue Mitte mit Leo-Center, Gewerbegebiet Ramtel, das Krankenhausareal, das Rathaus mit Schulen, Hallenbad und Layherareal, Gewerbegebiet Römerstraße und Hertich, der Ortskern Warmbronn und das Quartier Neue Ramtelstraße. Für diese Gebiete sollen in einer derzeit laufenden Machbarkeitsstudie die Möglichkeiten für eine Umsetzung aufgezeigt werden.
Strategien für eine Anpassung an den Klimawandel braucht es auch in Leonberg. Erste Schritte sind mit dem Beschluss für einen Hitzeaktionsplan im letzten Herbst erfolgt. Kernelemente sind darin die Einrichtung eines Hitze-Frühwarnsystems, verbunden mit einer Kommunikationsstrategie zur Information der Bürger. Adressaten sind die besonders vulnerablen Zielgruppen. Für diese sollen auch Notfallpläne für Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen erstellt werden. Im öffentlichen Raum sind vernetzte Grünflächen notwendig. Dieses grüne Band braucht Beschattung und genügend Attraktivität mit hoher Aufenthaltsqualität. Mit der parkähnlichen Gestaltung der alten Autobahntrasse ist ein Schritt erfolgt. Der Boulderblock zieht Menschen an. Für die Jugend wird eine Pumptrackanlage am südlichen Ende der Trasse gebaut. Alles Maßnahmen, die auch eine erhebliche finanzielle Förderung von Region und Land erfahren. Fertiggestellt wird in diesem Jahr ebenfalls der Stadtgarten als grünes Element zwischen Altstadt und Layherareal.
Bleibt als Fazit: Leonberg braucht sich nicht zu verstecken. Es hat Potential, den Lebensraum in der Stadt aufzuwerten und gleichzeitig Energieeinsparung zu erreichen und den Schutz der Bevölkerung durch eine geeignete Strategie zur Klimaanpassung im Fokus zu haben. Vielleicht auch mit etwas mehr Frei Otto, dem weltberühmten Architekten und Ehrenbürger Leonbergs, der gerade 100 geworden wäre. „Leicht und einfach bauen“, das war die Maxime von Frei Otto. Betonlastige Bauten gibt es genug in Leonberg.
Dr. Bernd Murschel
Beitragsbild: Auszug aus der Cool Map des Landkreises Böblingen: https://gis.lrabb.de/weboffice_buerger/synserver?project=Coolmap&client=flex
Es gibt noch viel zu tun in Leonberg z.B. für mehr schattige Plätze (grün) in der Innenstadt
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